anarchydica.net
Ich habe eben einem Freund den Unterschied zwischen LLM bei DeepL und LLM bei ChatGPT demonstrieren wollen, und bin dabei etwas eskaliert.
Es fing an mit dem Unterschied zwischen LLM zum Übersetzen und LLM als "generative KI", also als Klischee-Wiederholer.
Wenn man eine bestimmte Art der Geschichte haben will, ist es sinnvoll, ChatGPT zu bitten, über diese Konzepte und Ideen zu referieren.
Eine Wu Shu Story in 1902 zum Beispiel funktioniert besser, wenn man das Konzept vom China 1902 in den aktiven Kontext von ChatGPT holt.
Nachdem die Szene gesetzt ist, kann man hier den Payoff abholen.
"Okay, es ist 1902. Gib dem Assassinen einen Namen und eine Bio"
Bitte sehr, ein Character-Hintergrund.
"Li Huan ist kein Einzeltäter sondern Teil einer Assassinen Gilde mit strikten Regeln und eine auf mystizismus basierenden Ideologie und Philosophie. Er tötet Menschen für Geld, aber er unterliegt strikten Regeln und ist auch ein Freiheitskämpfer. Beschreibe die Ideologie der Gilde und die Regeln denen er unterliegt"
<ChatGPT haut eine Assassinengilde raus>
"Gib den sechs Prinzipien der Gilde griffige chinesische Namen und erkläre die Namen"
<...>
Keine Ahnung, ob das gut ist, oder ob das Chinesisch korrekt ist.
Aber darum geht es auch nicht. Das hier ist ein Instant-Rollenspiel-Quellenbuch, das im Vorübergehen zusammengeklebt wird.
Weiter geht es mit Qi-Skills eines Wu-Shu Kämpfers und wichtig für das Drama auch Schwächen.
Jeder Superman braucht sein Kryptonit.
"Huang hat auch Personen in seinem Leben für ihm wichtig sind und die seine Gegner instrumentalisieren könnten. Nenne einige aus der Familie, der Gilde, der Stadt und einen Freund, der auch ein potentieller Gegner sein könnte oder an der Grenze zur Korruption durch die Feinde Chinas steht"
Bitte sehr, die empfindsame Heiler-Schwester, Meister Shredder, die Unterwelt-Noir-Maklerin und der korrumpierte Freund.
ChatGPT reproduziert Klischees. Es ist meine Aufgabe, …
sie in den Plan It Out und den folgenden Write It Out-Sessions zu nehmen und zu rekombinieren und zu brechen.
Statt als Story-Autor auf Wortebene mit den Atomen von Geschichten zu Arbeiten kann ich hier als Directeur auf der Ebene von Characteren, Motivationen und Szenen arbeiten.
Ein ganz anderer Level, der mir Blöcke gibt, mit denen ich in einer Rollenspiel-Session frei improvisieren kann, weil ich die Story mit ChatGPT 12 mal durchgespielt habe.
Und hier fangen die Probleme an.
Was nervt ist halt, daß ChatGPT ein Sensibelchen ist und beim geringsten bischen Gewalt, Mord, Sexualität oder moralischem Dilemma die Content Violation drauf hat oder ganz blockiert.
Also schon bei Sachen, die ab 20:15 total normal sind.
Wenn Du da versuchst, einen normalen Derrick oder Tatort nachzuspielen kriegt das Teil einen Herzkasper.
Und frag nicht, wie das Ding reagiert, wenn Du versuchst eine handelsübliche Highlander- oder Paranormal Romance zu planen und durchzuziehen. Oder gar eine klassische Tymber-Dalton-Story, komplett undenkbar.
Meine Herren.
OpenAI ist gezwungen, das Ding massiv zu beschneiden, weil es sonst Newsartikel gibt, die saftige Beispiele generieren und sensationslüstern aufblasen.
Aber es führt dazu, daß das Teil für solche Arbeit auch massiv nutzlos ist. Sobald solche "KI" "sicher" wird, ist sie zu nichts mehr zu gebrauchen.
Oder man muß sich als ethischer Romance-Writer lizensieren lassen, bevor man Zugang zu einem unlimitierten LLM bekommt.
Ich seh' es kommen.
Für Rollenspiel-Assistenz habe ich zum Beispiel diesen Prompt, den ich verwende, um Hintergrundgeschichten in so einer fiktionalen Welt durchzuspielen.
Dabei bekomme ich bei jedem Schritt Plothooks und Alternativen angeboten, die ich leicht zu mehr Drama kombinieren kann, um so über die Klischees von ChatGPT hinaus zu gehen.